
Nicht jeder Wiener spricht im Dialekt. Und nicht jeder “Wiener”, der nach der Schrift spricht, ist ein Deutscher. Aber in der Krimi Landschaft kommts mir vor, gibt es nur diese zwei Arten des Wieners: einer, der “deppat” sagt und der andere, der “kucken wir mal” sagt, als ob ein Deutscher den Wienern lehren muss wie man Hochdeutsch spricht. Es gäbe auch etwas dazwischen: nämlich das schöne weiche Wienerisch, nach der Schrift, aber ohne den üblichen “heast euda geh scheissen”.
Kommen wir nun zum Tatort made in Austria: Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer sind die Wiener Kommissare Bibi Fellner und Moritz Eisner. Besser noch, Frau Fellner ist Major. Sicher ein Rang, welches es nur in Österreich gibt. Dieses Mal ermittlen die beiden auf Wunsch des Chefs, denn während seiner Geburtstagsfeier, kriegt der Patensohn (also,der Ehemann vom Patenkind vom Polizei Chef. So.) einen Anruf: seine Frau hatte einen Arbeitsunfall in einer Chemiefabrik. Sie stirbt. Obwohl es eigentlich eine Sache der Arbeitsaufsichtsbehoerde ist, wird auf Wunsch des Chefs ermittelt und so stossen unsere Wiener Helden auf Ungereimtheiten – eh klar. Fehlerhafte Schutzbekleidung? Vielleicht. Dann kommt ein Mord hinzu. Der Liebhaber von der Frau, wo der Mann in der geschlossenen Psychiatrie sitzt, muss dran glauben.

Peter Wendler, verhinderter Chef des Wendler Konzerns und Lieferant der Schutzbekleidung, dessen Frau eine Affäre mit der Rechtsberatung des Konzerns hat, ist nämlich ein abnormer Rechtsbrecher. Peter Wendler, hervorragend gespielt von Anian Zollner, hat seiner Zeit versucht, seine Frau umzubringen, wird aber bald entlassen. Spannend.
Offensichtlich hat sich Herr Zollner nicht an die Regieanweisungen von Robert Dornhelm gehalten, denn er war das Beste am ganzen Tatort. Gut so. Denn, als Sabrina Wendler, gespielt von Maria Köstlinger, konfrontiert wird mit dem Tod ihres Geliebten, heult sie so erbärmlich künstlich, ich dachte es kommt jetzt das Schroffengericht und verhängt eine Schauspielabstinenz Strafe für Frau Köstlinger. Es kommt schon eine unerwartete Wendung. Aber anders als man dachte. Mir wäre vorgeschwebt, sie wird verhaftet wegen zu schlechtem schauspielern.
Die grösste Schuld trägt Herr Hollywood Dornhelm. Wirklich, er sollte besser wissen. Aber die ganze G’schicht ist so hölzern gespielt, da kann man nur lachen. Oder weinen. Je nachdem. Das Drehbuch war nicht berühmt aber man hätte etwas besseres draus machen können.
Ich mag die zwei Kommissare, besonders Adele Neuhauser ist sympatisch. Man wünscht sich weniger seichtem Dialog und kleverer Inszenierung. Tatort ‘gier’ sehenswert nur wegen Anian Zollner. Den hoch intelligenten abnormen Verbrecher nam man ihm zu hundert prozent ab.

Regie: Robert Dornhelm
Buch: Verena Kurth
erste Ausstrahlung: ARD, 7.Juni 2015